Piesche & Reif war ein bedeutendes Keramikunternehmen in Kamenz (Sachsen), das insbesondere in den 1950er Jahren für seine Sgraffito-Keramikvasen bekannt war. Diese dekorativen Mid Century Keramik-Vasen mit weißem Sgraffito Dekor erfreuen sich in privaten wie öffentlichen Keramik-Sammlungen zunehmender Beliebtheit.

Die Firmengeschichte begann 1900, als Anton Piesche eine bestehende Töpferei übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg fusionierte das Unternehmen mit der Firma von Max Reif jun. und firmierte als „Gebrüder Piesche & Reif Kamenz“. 1955 verließ Max Reif das Unternehmen, das später verschiedene Namensänderungen durchlief, darunter „Keramische Werke Kamenz, Gebrüder Piesche“.
Im Bestreben der DDR sämtliche Produktionsstätten unter staatliche Kontrolle zu bekommen, mussten privat geführte Unternehmen ab den 1960er Jahren staatliche Beteiligungen zulassen. Das Unternehmen wurde 1962 in Keramische Betriebe Kamenz mit staatlicher Beteiligung umfirmiert. Die endgültige Verstaatlichung erfolgte 1972 mit der Umwandlung in den VEB Lausitzer Keramik Werk I, Kamenz.
Die Sgraffito-Technik, die in den 1950er Jahren bei Piesche & Reif Anwendung fand, zeichnet sich durch das Einritzen von Mustern in die oberste Farbschicht der Keramik aus, wodurch darunterliegende Farbschichten sichtbar werden. Dies verleiht den Vasen eine besondere Textur und Tiefe.
Typische Merkmale dieser Vasen sind geometrische Muster, florale Motive und abstrakte Designs, oft in kontrastierenden Farben wie Schwarz-Weiß oder Braun-Beige.


Die handwerkliche Fertigung und künstlerische Gestaltung dieser Vasen spiegeln die hohe Qualität und das kreative Können der Keramiker von Piesche & Reif wider. Jede Vase wurde individuell gestaltet, was sie zu einzigartigen Kunstwerken macht.
Die Sgraffito-Keramikvasen von Piesche & Reif sind nicht nur Zeugnisse meisterhafter Handwerkskunst, sondern auch bedeutende Beispiele für das Design der 1950er und 1960er Jahre in Ostdeutschland.
Ausstellungen
Für Interessierte sind Exponate von Piesche & Reif gelegentlich auch in öffentlichen Ausstellungen zu besichtigen.
Die Stadtgeschichte im Malzhaus in Kamenz erinnerte in einer Sonderausstellung (08.11.2023 – 18.2.2024) an die Tradition des VEB Lausitzer Keramik und präsentiert dabei auch Werke von Piesche & Reif.
Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis das bedeutende Potential dieser Kunstkeramiken gebührend honoriert wird.


Designer
Die Designer sind nicht immer namentlich bekannt, da die Entwürfe oft als Gemeinschaftsarbeit in der Manufaktur entstand. Ein bekannter Name, der allgemein in der Keramikszene tätig war und Einfluss auf die Dekorgestaltung hatten, war Hans Meyer. Er absolvierte nach der Grundschule von 1940 bis 1943 in Dresden bei Villeroy & Boch eine Lehre als Keramikmaler. Ab 1953 war er Form- und Dekorgestalter in der Kamenzer Tonwarenfabrik Piesche & Reif.
Arbeiten Meyers befinden sich u. a.im Museum für Sächsische Volkskunst Dresden.
Nachstehend Abbildungen von Vasen mit Bodenmarken (Ritzdekor).
Die Bezeichnungen und Nummern lassen sich leider nicht zuordnen und werden zukünftig wohl einiges an Recherchearbeit zur jüngeren Kunstgeschichte Deutschlands in Anspruch nehmen.






Fotos, Privatsammlung Jenny Konkel
Erstellt mit Unterstützung von ChatGPT